Früher reichte ein Festgeld- bzw. Tagesgeldkonto aus, um über die Zeit eine erkleckliche Rendite auf das angelegte Vermögen zu bekommen. Seit Jahrzehnten jedoch sinken die Zinsen; für eine Laufzeit von zum Beispiel fünf Jahren zahlt eine bekannte Hamburger Bank, die sich wohl im Marktdurschnitt bewegen dürfte, nur 0,40% Zinsen. Deutsche Festzinsanlagen in Euro sind damit nach Abzug der Inflation ein Minusgeschäft für den Anleger. Wer sein Barvermögen ohne Anlageprodukt bei der Bank liegen lässt, zahlt in Deutschland ab gewissen Beträgen sogar „Wertaufbewahrungsgebühren“, vulgo Strafzinsen. Wer darauf hofft, dass insbesondere die Bundesrepublik Deutschland in absehbarer Zeit zu nennenswerten Zinsraten zurückkehrt, der braucht einen langen Atem. Denn die Verschuldung nahm weltweit seit der Lehman-Pleite zu. Die Probleme wurden mit billigem Geld zugedeckt und nicht behoben. Höhere Zinsen wären deshalb für die meisten Staaten nicht finanzierbar. Das erleichtert auch Deutschland die preiswerte Refinanzierung der Schulden. So wird der politische Anreiz zu höheren Zinsen klar gesenkt und in der Folge die Sparer fortlaufend geschädigt.
Ausländische Banken bieten für Tages- und Festgelder zum Teil etwas höhere Zinssätze. Allerdings sind auch dort die Renditen mager und zum Teil als variabler Zinssatz gekennzeichnet – können also im Laufe der Anlagedauer auch sinken. Dazu sind die Anlagesummen für den beworbenen Zinssatz häufig beschränkt oder gelten nur für die erstmalige Anlage eines Neukunden bei dem jeweiligen Institut. Einlagensicherungssysteme und -regularien gibt es in vielen europäischen Ländern. Sollte es also zum Ernstfall einer beträchtlichen Schieflage des Geldinstituts kommen, sind auch im Ausland die Anleger oft bis zu den national reglementierten Beträgen offiziell geschützt. Hier gilt es zu bedenken, dass die Entschädigungsansprüche natürlich bei der jeweiligen Bank bzw. den jeweils zuständigen nationalen Aufsichtsbehörden zu stellen sind, nicht bei den vertrauten deutschen Einrichtungen.
Diversifikation durch Dividende
Wer über eine Rücklage für kurz- und mittelfristige Bedürfnisse, zum Beispiel für Urlaube, Reparaturen am eigenen Haus oder ein neues Auto, sowie über einen größeren Vermögensanteil mit langfristiger Perspektive verfügt, der kann gut diversifizieren. Langläufige Festgelder bringen nur wenig mehr Ertrag als welche mit kurzer Laufzeit, schwanken dafür nominell kaum. Mietimmobilien neu zu kaufen ist in guten Lagen teuer, bringt aber bei einer ausreichend hohen Anzahl an Wohneinheiten zuverlässige Erträge. Weniger Verwaltungsaufwand und im Schnitt höhere Wertsteigerungen sowie teils ansehnliche Renditen bringen Aktien bzw. Fonds mit sich.
Gerade diejenigen Aktien mit zuverlässiger Dividendenzahlung zählen oft zu den Qualitätsaktien, die zum Teil weniger schwanken als ihre Pendants ohne regelmäßige Ausschüttungen und sich langfristig besser entwickeln als der Sektor- bzw. Marktdurchschnitt.
Für Anleger sind regelmäßige Ausschüttungen eine zuverlässige Einkommensart bzw. in Hausse-Phasen das Sahnehäubchen zu den Kursgewinnen. In der Baisse, wenn die Kurse nachgeben, stellen sie im Portfolio einen wichtigen Stabilisator dar.
Zinseszinseffekt bei Dividenden
Wer die regelmäßigen Ausschüttungen aus seinem Aktienportfolio nicht oder nur zum Teil für den laufenden Lebensunterhalt verwendet, kann die Erträge laufend wieder anlegen. So profitieren kapitalmarktaffine Anleger langfristig vom Zinseszinseffekt. Wie kraftvoll dieser Effekt für die Aktienmärkte ist, können Anleger einfach nachrechnen: Hätte man beispielsweise im Jahr 1993 im MSCI World Index 1.000 US$ angelegt, dann läge das Portfolio bis zum Frühjahr 2018 bei rund 4.230 US$. Auf Jahresbasis entspricht das +5,9%! Würde unser Musteranleger nun sämtliche Dividenden wieder in neue Aktienkäufe anlegen, bekäme er bei Anlage des gleichen Betrags am Ende rund 7.400 US$ – das entspricht einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 8,3%! In Prozenten gerechnet hätte sich der angelegte Betrag ohne Wiederanlage um 323% vergrößert; inklusive Wiederanlage läge das Plus bei 640%. In vielen anderen Märkten lässt sich dieser Effekt ebenfalls nachweisen.
Schwankungen
Da die Dividende jährlich vom Vorstand einer Aktiengesellschaft in konkreter Höhe vorgeschlagen und von der Hauptversammlung beschlossen wird, kann sie schon allein durch diesen Einflussfaktor schwanken. Die Dividendenrendite unterscheidet sich zudem durch ihre kursbedingten relativen Schwankungen von der Rendite einer Geldanlage wie Festgeld, die nominal immer gleichbleibt. Bei Anleihen gibt es dagegen ähnliche Schwankungen in der Rendite, die ebenfalls vom Kurs der Anlage abhängig ist. Bei der Anleiherendite ist die Laufzeit der Anleihe ein zusätzlicher Einflussfaktor.
Bewertungsmaßstab Dividende
Um zu bewerten, ob ein Unternehmen für das eigene Portfolio infrage kommt, kann die Höhe der Ausschüttungen unter anderem relativ zum aktuellen Aktienkurs bewertet werden: Dividendenrendite = (angekündigte) Dividende / Aktienkurs x 100. Verändern sich die Höhe der Dividende oder der Aktienkurs nach oben oder unten, steigt oder sinkt auch die prozentuale Rendite. Hält ein Anleger die betreffende Aktie schon länger, so gilt Dividendenrendite = (angekündigte) Dividende / Kaufkurs x 100. Liegt der Kaufkurs deutlich unter dem aktuellen Kurs, fällt die prozentuale Betrachtung der aktuellen Dividende natürlich erfreulicher aus als in den Vorjahren.
Neben dem Vergleich von eingesetztem Kapital und erzieltem Ertrag hat die Dividende auch Aussagekraft darüber, wie solide ein Unternehmen geführt wird. Als angemessen gelten meist Ausschüttungen um und bei 50% des Jahresgewinns. Sind die Gewinne eher gering, die Ausschüttungen daraus aber eher hoch, so darf man anzweifeln, dass genügend in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens investiert wird. Wird mehr ausgeschüttet als durch Gewinne hereinkommt, lebt das Unternehmen von seiner Substanz, dem Eigenkapital.
Abb. 1: Berechnung: Differenz aus DAX-Kursindex und DAX-Performanceindex auf Jahresbasis.
Datenquelle: Tai-Pan (Lenz & Partner), Stand: Mai 2019.
Zahlen dagegen Unternehmen, die Jahr für Jahr hohe Gewinne erzielen, kaum etwas in Form von Dividenden aus, und reinvestieren sie den Gewinn gleichzeitig nicht in hohem Maße, stellen sich die Aktionäre zu Recht die Frage, ob sie nicht stärker an der Profitabilität ihres Investments beteiligt werden sollten. Welchen Einfluss die Ausschüttungsquote regional hat, zeigte zum Beispiel das Handelsblatt Ende 2016 auf: Bei der Kursentwicklung am Aktienmarkt zwischen 1971 bis Ende 2016 entfielen in Europa 38% der durchschnittlichen jährlichen Steigerung auf die ausgeschütteten Dividenden. In Nordamerika waren es knapp 32%, im Pazifikraum sind es knapp 29%. Europa ist folglich deutlich aktionärsfreundlicher. Der US-Markt überzeugt dagegen durch höhere Kursgewinne.
Abb. 2: Als Kursindex ist der DAX seit 1987 um das rund fünffache gestiegen. Inklusive wiederangelegter Dividenden, also als Performance-Index gerechnet, wurde der Punktestand im gleichen Zeitraum verzwölffacht.
Problemfeld Steuern
In Deutschland unterliegen Dividenden der Abgeltungssteuer von 25% zuzüglich 5,5% Solidaritätszuschlag auf die Abgeltungssteuer und ggf. Kirchensteuer. Wer internationale Dividendenaktien besitzt, unterliegt damit auch zahlreichen jeweils im Heimatland des Unternehmens gültigen Steuervorschriften. In den meisten Staaten wird eine prozentuale Quellensteuer auf Kapitalerträge erhoben. Gibt es ein Doppelbesteuerungsabkommen zwischen beispielsweise Deutschland und dem Land des Unternehmens, können die einheimischen Steuersätze und die ausländischen teilweise sehr unbürokratisch verrechnet werden. Ohne ein solches Abkommen ist eine Steuererstattung bzw. Verrechnung von Steuersätzen meist komplizierter und lohnt nur bei größeren Steuerbeträgen. Eine Übersicht, welche Steuersätze gelten, finden Sie auf der Internetseite des Bundeszentralamts für Steuern: www.bzst.de
Ist das Vermögen über Fonds international gestreut, hat der Anleger weniger Aufwand für einzelne Erstattungsanträge bzw. Verrechnungen mit seiner inländischen Steuerpflicht. Die Kapitalanlagegesellschaften, die die Aktien in den Fonds verwalten, kümmern sich um die Erstattung von Quellensteuern nach den geltenden Doppelbesteuerungsabkommen.
Mit der zum Jahresanfang 2018 in Deutschland geänderten Besteuerung von Kapitalerträgen werden beispielsweise in Fonds nur deutsche Erträge besteuert und via Vorabpauschale abgerechnet. Schüttet ein Fonds seine Erträge aus, wird die Dividende auf die Vorabpauschale angerechnet. Da die sogenannten Teilfreistellungen bei der Besteuerung aber auf alle (!) Erträge gewährt werden, zählen zu den Gewinnern eindeutig Aktienfonds, die international streuen und einen geringen Deutschlandanteil aufweisen. Anleger, die Dividendenaktien bevorzugen, können zukünftig im Fonds sogar bessergestellt sein als bei der Direktanlage, da der Fiskus die Erträge mittels eines fiktiven Zinssatzes der Vorabpauschale besteuert, der meistens unterhalb der echten Dividendenrendite des Marktes liegt. Erst beim Verkauf der Fondsanteile werden bereits abgezogene Pauschalen berücksichtigt und auf den Verkaufserlös angerechnet.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel soll einen ersten Überblick geben. Aufgrund der Komplexität der Materie besprechen Sie bitte Details und Ihre individuelle Situation mit Ihrem steuerlichen Berater.