aus dem Pfadfinder-Brief Nr. 14 vom 19. Juli 2020, von Daniel Haase
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
in einer KOLUMNE FÜR DIE „NEUE ZÜRCHER ZEITUNG“ (NZZ) ergänzt der international renommierte, britische Historiker Niall Ferguson das Bild, welches die westlichen Medien bei der Beurteilung des wachsenden Konfliktes zwischen Amerika und China zeichnen, um ein spannendes Puzzleteil. Die gängige Antwort auf die Frage, wieso sich die Beziehungen zwischen Peking und Washington in den zurückliegenden Jahren so rasch verschlechtert haben, beantworten unsere Medien üblicherweise damit, dass „Donald Trump wie eine Abrissbirne in die «liberale internationale Ordnung» gekracht ist und dass der Zweite Kalte Krieg nur eine der negativen Folgen seiner Strategie von «America first» ist. Doch mit dieser Interpretation würde, so Ferguson, dem Wandel der amerikanischen Politik zu viel und dem Wandel der chinesischen Außenpolitik zu wenig Bedeutung beigemessen.
In der Folge wird die Möglichkeit übersehen, dass die Kommunistische Partei Chinas möglicherweise gar kein Interesse (mehr) daran hat, weiterhin mit dem Westen zu kooperieren. Die Chinesen, so Ferguson, „wissen sehr genau, dass dies ein kalter Krieg ist, weil sie ihn begonnen haben.“ Wenn Ferguson mit seinen Thesen richtig liegt, dann müssen sich Kapitalanleger die Unternehmen, in die sie investieren, auch unter diesem Aspekt nochmals gründlich anschauen. Jene, die ihr unternehmerisches Glück sowohl in der chinesischen als auch in der amerikanischen Einflusssphäre suchen, könnten leicht „zwischen die Fronten“ geraten. Sollte 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer tatsächlich das Zeitalter der Globalisierung sukzessive enden, dann wird das in den kommenden Jahren auch auf die Themen Produktivität, Wohlstand und Inflation erhebliche Auswirkungen haben.
Herzliche Grüße
Ihr Daniel Haase
PS: Der nächste Pfadfinder-Brief wird voraussichtlich am Samstag, den 1. August 2020 erscheinen.