Das Platzen der internationalen Immobilienblase 2008 bescherte Kreditunternehmen, Anlegern und Immobilienbesitzern teils erhebliche Vermögensschäden, die bis heute nachwirken. Der Immobilienexperte Helmut Krambeck, gibt eine Einschätzung, ob die massiv gestiegenen Immobilienpreise und die historisch niedrigen Zinsen eine neue Blase erzeugen.
Hat man aus der Krise gelernt?
H. Krambeck: Darüber lässt sich streiten – sicherlich nicht in allen Bereichen. Auf dem deutschen Markt für Immobilienfinanzierungen wurden zumindest Maßnahmen ergriffen. Eine davon ist das „Gesetz zur Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR)“. Seit seiner Umsetzung zum 21.03.2016 schränkt es die Vergabe von Krediten an verschiedenen Stellen deutlich ein.
+Autorenporträt HKrambeck
Helmut Krambeck betreut seit über 30 Jahren Anleger mit Interesse an Kapitalanlagen und Vorsorgeplanung. Er baute die hauseigene Baufinanzierungssparte auf und ist im Vorstand der HAC AG verantwortlich für die Mandantenbetreuung.
Wie wirkt sich das aus?
H. Krambeck: Die Banken haften nun dafür, wenn das Darlehen die Leistungsfähigkeit des Kunden übersteigt. Dadurch bekommt nicht mehr jeder das gewünschte Darlehen, weil die Kreditentscheider die Bonität sehr streng prüfen.
Wurden noch andere Präventionsmaßnahmen getroffen?
H. Krambeck: Ja, mehrere. Eine betrifft das „Klumpenrisiko“ im Kreditbestand einer Bank: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) prüft deren Struktur. Gibt es zum Beispiel einen hohen Bestand an langfristigen Krediten zu geringen Tilgungssätzen, kann auferlegt werden, dass diese Bank nur noch Kredite mit Mindesttilgungssätzen vergibt, um die Refinanzierungsrisiken zu begrenzen.
+Zitatkasten
„Lieber geduldig sein und Eigenmittel ansparen anstatt Privatkredite für kurzfristige Wünsche aufzunehmen!“
Schließt das nicht Kunden aus, die eine höhere
Tilgung nicht leisten können?
H. Krambeck: Gäbe es nur eine Bank, wäre das eine hohe Hürde. Doch es gibt eine Vielzahl an Instituten und Konditionen. Wir unabhängigen Berater kennen fast den ganzen Markt. Wenn also die billigste Bank eine Mindesttilgung fordert, die sich der Mandant nicht leisten kann, fragen wir bei weiteren Banken an Lehnen auch die ab, überdenken wir mit dem Kunden seine Planung. Denn ich mag nicht befürworten, auf Biegen und Brechen zu finanzieren.
Wie schaffen Sie es, dabei den Markt ausreichend zu überblicken?
H. Krambeck: Wir haben eine Datenbank mit über 300 Instituten und teils exklusive Konditionen. Mit zahlreichen Banken, die dort nicht beteiligt sind, haben wir starke Netzwerke aufgebaut. So erhalten unsere Mandanten eine angemessene Finanzierung im Rahmen der Regulierung. Nur kann eben ein Angestellter mit 1.300 € Nettoeinkommen kein Haus für 450 000 € finanzieren, wenn er kaum Eigenkapital hat. Das mag hart klingen, aber es schützt seine finanzielle Existenz.
Was würden Sie jemandem raten, der heute eine Finanzierung plant?
H. Krambeck: Man sollte mindestens die Nebenkosten des Erwerbs, also Grunderwerbsteuer, Notar und gegebenenfalls den Makler, aus Eigenkapital zahlen können. Dann ist eine Darlehenszusage realistisch und die Finanzierung durch die niedrigen Zinsen bezahlbar. Es lohnt sich auch, in der Familie nachzufragen, wer einen unterstützen kann Ansonsten: Führen sie ein individuelles Gespräch mit einem unabhängigen Experten. Er kann sie auf Fallstricke hinweisen und steht er auf ihrer Seite, nicht auf der eines Kreditinstituts.