Kennen Sie FANGMAN? Facebook, Amazon, Netflix, Google, Microsoft, Apple und Nvidia gehören dieses Jahr zu den größten Überfliegern an der Börse. Die Erholung am US-Aktienmarkt haben sie fast im Alleingang getragen. Doch abseits dieser überall thematisierten Aktien sprechen wir heute einmal über einen Underdog: Nokia – falls Sie sich erinnern, die waren mal Marktführer für „Handys“ im Zeitalter vor den Smartphones.
Am Anfang dieser Erzählung steht der Konflikt zwischen den USA und China. Er eskaliert langsam, aber kontinuierlich: Der Begriff „Kalter Krieg“ hat sich für eine globale Auseinandersetzung erstmals seit den 90er Jahren leider erneut etabliert. Auch ein Wahlsieg von Joe Biden über Donald Trump und die übrigen Präsidentschaftskandidaten würde daran wenig ändern.
Wichtig für Marathon-Investoren ist, dass die Auseinandersetzung zunehmend im Technologiesektor ausgetragen wird. Schließlich geht es bei zwischen beiden Großnationen darum, die Führerschaft auf der Weltwirtschaft zu übernehmen und die hat man in der aktuellen Epoche, wenn man bei Technologie vorne ist. Deshalb merken Sie sich den Begriff „Tech Cold War“.
Deutlich manifestiert sich der Konflikt bereits in der Halbleiterindustrie. Halbleiter spielen eine zentrale Rolle in fast allen Technologieprodukten, weil sie spezielle elektrische Leiteigenschaften haben, die für physikalische Prozesse in hochmodernen Geräten nötig sind. Führende Hersteller wie Texas Instruments, Micron, Xilinx und TSMC haben in den vergangenen Tagen alle über erhöhte Nachfragen bei ihren Abnehmern berichtet.
Warum? Man rechnet mit Unterbrechungen von Lieferketten. Die amerikanischen Sanktionen in weiter aufflammenden Auseinandersetzungen könnten sich vor allem gegen Unternehmen wie Huawei richten, dem chinesischen mittlerweile weltgrößten Telekommunikationsausrüster. Man möchte darunter nicht leiden. US-Chiphersteller wie Skyworks Solutions berichten, dass sie aus Angst vor Handelssperren auf europäische Anbieter setzten, wie z.B. Ericsson oder Nokia, dem oben genannten „Underdog“.
5G – wer setzt auf die Chinesen beim Netzaufbau?
Das Unternehmen aus Shenzhen hat vor etwa sechs Jahren Nokia als Branchenleader überholt und den Marktanteil danach auf annähernd 30% ausgebaut. Per Ende des ersten Quartals sank sein Anteil leicht auf 28%. Dahinter folgen Nokia (15%), Ericsson (14%), ZTE (11%) und Cisco Systems (6%).
In den USA, Japan, Kanada, Australien, Indien und Großbritannien haben Huawei-Equipment in ihren 5G-Netzen inzwischen verboten. Kontinentaleuropa lässt sich seine Optionen vorerst noch offen. Telecom Italia beispielsweise hat sich so geäußert, dass die Chinesen in ihrem Netzausbau nur eine geringe Rolle spielen werden. Damit steht der Technologiekonzern im internationalen Geschäft vor großen Herausforderungen.
Die Deutsche Telekom zum Beispiel wird beim Aufbau des 5G-Netzes womöglich berücksichtigen, dass ihre US-Tochter T-Mobile letztes Jahr nur dank dem Wohlwollen der Trump-Regierung mit der Firma „Sprint“ zum drittgrößten Mobilfunkanbieter fusionieren durfte.
Für die US-Amerikaner stellt sich die Lage als problematisch heraus: Es existiert schlichtweg kein bedeutender nordamerikanischer Anbieter von Mobilfunk-Equipment (mehr). Lucent fusionierte 2006 mit Alcatel, worauf Nokia ein Teilgeschäft der französisch-amerikanischen Gruppe vor ein paar Jahren für rund 17 Mrd. $ kaufte. Nortel ist 2009 pleite gegangen. In diesem Sektor sind Nokia und der schwedische Konkurrent Ericsson damit die einzigen relevanten Alternativen zu Huawei – also nicht-amerikanische Firmen. Naheliegend, dass man in Regierungskreisen in Erwägung gezogen hat, bspw. Cisco zur Übernahme von Nokia oder Ericsson „anzuregen“.
Chancen für Anleger?
Die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen werden die Infrastrukturausgaben von Telekommunikationsbetrieben dieses Jahr zwar bremsen, wie fast alle Branchen. Auch dürfte sich 5G nicht schubartig, sondern eher graduell etablieren. Die neue Mobilfunktechnologie wird in den kommenden Jahren aber eine immer wichtigere Rolle spielen. 5G steht quasi für die fünfte Generation von Mobilfunknetzen. Diese dienen dazu, Daten über elektromagnetische Wellen zu transportieren. Je höher die Frequenz der Wellen ist, desto mehr Daten können gleichzeitig transportiert werden. Und im aktuellen Zeitalter der Videotelefonie und Smartphones mit UHD-Kameras, deren Nutzer den Anspruch haben, die damit aufgenommenen Videos in Echtzeit online zu „posten“, ist eines relevant: Eine schnelle Internetverbindung – überall. Genau das soll 5G liefern, sobald die Datenwellen-Frequenz im neuen Netz auf 6 Gigahertz gesteigert wird.
Die Ausgaben in den Netzausbau werden sich Schätzungen zufolge in den kommenden 12 Monaten um ca. 100% steigern, während die Investitionen in die Vorgängertechnologie LTE zurückgehen. Das Investitionsvolumen in 5G dürfte spätestens 2022 die Ausgaben für LTE/4G übersteigen.
Nokia spielt eine spannende Rolle im 5G-Netzausbau. Alles begann eigentlich mit einer strategischen Fehlentscheidung: Man setzte zunächst auf die falschen Chips: Die 5G-Lösung der Finnen war hochwertig, verbrauchte aber zu viel Strom und war den Abnehmern zu kostspielig. Aus dieser Position der Schwäche wählte das Unternehmen einen neuen Weg, indem es mit OpenRAN auf einen offenen Standard setzt, den viele Netzbetreiber bevorzugen, vor allem weil er günstiger ist und in Zukunft viel einfacher „upzudaten“ ist, als herkömmliche Netzarchitekturen. Die Details der Technologie können Interessierte gerne „googlen“ wie man so schön sagt. Das würde uns an dieser Stelle zu weit abbringen.
Wichtig ist, dass dieser neue Standard von Sektorschwergewichten wie AT&T, Verizon, Deutsche Telekom, Telefonica, Vodafone und NTT Docomo bevorzugt wird. In den USA setzt der Satelliten-TV-Anbieter Dish Network beim Aufbau einer neuen 5G-Infrastruktur sogar nur auf diese Technologie.
Nokias Strategie könnte auch Ericsson dazu bewegen, mitzuziehen. Letztlich könnte das dafür sorgen, dass sich in vielen Ländern innovativere und kostengünstigere 5G-Netzwerke etablieren. Ein zusätzlicher Pluspunkt aus Investorensicht: Huawei ist kein Mitglied des OpenRAN-Verbunds.
Günstige Bewertung
Zahlt sich der neue Ansatz aus, wird das die Börse entsprechend honorieren. Mit einer Marktkapitalisierung von fast 300 Mrd. $ war Nokia auf dem Höhepunkt der Blase vor zwanzig Jahren der am höchsten bewertete (nicht zwingend der wertvollste) Konzern Europas. Heute ist das Unternehmen lediglich noch mit 24 Mrd. $ bewertet. Seine in Helsinki gehandelten Aktien haben seit Jahresbeginn knapp 4% gewonnen. Damit schneiden sie besser ab als Cisco, hinken dem Hauptrivalen Ericsson aber hinterher, der Mitte Juli mit den Quartalszahlen positiv überrascht hat.
Für alle, die sich nicht hauptberuflich mit Technologie oder Aktien beschäftigen: Marathon-Aktien
Aber wie das bei Technologiefirmen immer so ist, hängt der Erfolg stark von spekulativ anmutenden Faktoren ab. Niemand kann absehen, ob sich der Open-RAN-Ansatz wirklich durchsetzt. Insgesamt befindet sich der 5G-Standard noch immer in einer Testphase und noch sind 6-Gigahetz Frequenzen noch nicht flächendeckend im Einsatz. Das Setzen auf eine einzelne Technologie-Aktie ist damit in einfachen Worten gesprochen „Zockerei“. Wer sich einbildet, genau zu wissen, welcher Trend sich durchsetzt, kann sein Wissen nutzen. Alle, die das nicht von sich glauben, sollten vielmehr diversifizieren, um nicht abhängig vom Glück einzelner Firmen oder Technologien zu sein. Deshalb setzen sogen. Marathon-Investoren, also Mitglieder der hanseatischen AnlegerCommunity auf Aktien mit besonderer Qualität, Marathon-Aktien. Im Fonds Marathon Aktien DividendenStars vom Vermögensverwalter HAC VermögensManagement AG setzt man z.B. auf über 200 solcher Marathon-Unternehmen. Im Marathon Stiftungsfonds wird diese stark diversifizierten Aktienselektion sogar noch mit einem Risiko-Absicherungssystem namens Pfadfinder-System gepaart, welches in schwierigen Marktphasen versucht, das Schwankungsrisiko der Aktienposition nach unten zu begrenzen. Dies stellt keine Kaufempfehlung der genannten Fonds dar. Für nähere Informationen kontaktieren Sie uns unter info@hac.de.